Bild des Monats

Im letzten Jahr habe ich 10 Tage lang nach der Schneeammer Ausschau gehalten und nur zwei kurze "Schnappschüsse" von ihr machen können. Im Juli war ich mit Freunden auf Island, die nicht viel mit der Vogelfotografie zu tun haben. Eine meiner Freundinnen zeigte mir aber ein Foto und meinte "schau mal, ich hab gestern auch einen Vogel fotografiert... keine Ahnung, was es für einer ist; ein Spatz?" Ich bin fast umgefallen, als ich gesehen habe, dass sie tatsächlich eine wunderhübsche, männliche Schneeammer fotografiert hatte! Ich ließ mir die Stelle beschreiben und fuhr umgehend dorthin, um zu sehen, ob die Schneeammer noch zu finden wäre. Ich hatte Glück und fand das Männchen noch in der Gegend vor. So bin ich endlich doch noch an meine Schneeammerbilder gekommen!

Während meines Islandaufenthalts fuhr ich an den Kleifarvatn. Ich fotografierte einen Sandregenpfeifer mit seinen Jungen am Strand, als mir in einiger Entfernung ein großer, schwarz-weisser Vogel auffiel. Beim Blick durch das Fernglas erkannte ich, dass es ein Eistaucher war und ich ließ den Sandregenpfeifer "links liegen". Sehr langsam pirschte ich mich an den Eistaucher heran, der auf einer kleinen Landzunge auf dem Sand sein Nest bebrütete. Ich konnte viele Bilder von ihm auf dem Nest machen, mit einem recht frisch geschlüpften Jungvogel an seiner Seite. Nach etwas zwei Stunden war das Küken wohl hungrig und der Eistaucher begab sich zum Wasser. Nun können Eistaucher dadurch, dass ihre Beine so weit hinten am Körper sind, nicht laufen und müssen richtiggehend über den Sand "robben", um ins Wasser zu gelangen. Diesen Moment konnte ich fest halten und das gibt auf jeden Fall mein Bild des Monats! Fast noch beeindruckender war dann, dass kurze Zeit, nachdem der Altvoegel ins Wasser ging, das kleine Küken ihm nachfolgte und auf ähnlich amüsante Weise über den Sandstrand robbte. Ausnahmsweise zeige ich hier also sogar zwei Bilder des Monats....

Vor einem Jahr waren die fütternden Schwarzspechte mein Bild des Monats im Mai. Nun ist es der junge, gerade eben ausgeflogene Grünspecht, der zum allerersten Mal seine Höhle verlassen hat und mit großen, blauen Augen die Welt bestaunt. Vor Aufregung stellt er seine kleinen roten Kopffederchen auf und signalisiert grenzenlose Neugier, Spannung und Aufmerksamkeit.

Diesmal ist mir die Wahl schwer gefallen: wir haben so viele schöne Bilder aus der Türkei mitgebracht; besonders die Fotosr der Blaukehlchen waren von mir für das Bild des Monats favorisiert. Aber irgendwie bin ich immer wieder bei diesem Bild hängen geblieben. Es war ein Tag am Anfang unserer Reise und wir waren ein bißchen frustriert, weil die Vogelwelt sich nur so spärlich zeigte. Wir fuhren um den Köycegiz-See herum und fanden einfach nichts... Da posierte dieses Huhn auf der Treppe vor einem Lachsfarbenen kleinen Haus. Ich war sofort begeistert von der Farbkomposition, zumal ich es ohnehin immer etwas schade finde, dass man in der Tierfotografie so wenig mit der Farbgestaltung arbeiten kann. Farblich finde ich das Bild genial: die Rot- und Rosatöne, die sich in der Mauer und in dem Hühnerkamm wiederfinden in Kombination mit den Cremefarben der Federn und der Beine. Und sonst nichts an weiterer Farbe: für mich einfach toll.  Und so schafft es ein "einfaches" Huhn, zum Bild des Monats zu werden :-)

Wie immer, war ich auch auf unserer Türkeireise auf der Suche nach Eulen und Käuzen. Einige Male hatte diese Suche durchaus Erfolg und so haben wir diesen Steinkauz, zusammen mit seinem Partner in der Nähe von Gaziantep gefunden. Die Besonderheit dieses Kauzes ist seine extrem helle Färbung. In ornithologischen Kreisen diskutiert man wohl darüber, ob es sich bei dieser hellen Farbvariante nur um eine Laune der Natur handelt, oder ob man es mit einer echten Unterart: "Athene lilith noctua" zu tun hat... Dem Kauz und uns war es egal: ein prima Fotomodell ist er in jedem Fall!

Seit einigen Jahren hoffe ich schon darauf, die farbenprächtigen Gimpel einmal vor die Kamera zu bekommen. Vor zwei Jahren habe ich dann ein einziges vernünftiges Bild von einem Weibchen machen können, letztes Jahr genau zwei Bilder von einem Männchen - das war's bis jetzt. Nun sind in den eisigen Februartagen ein paar Gimpel an meiner Futterstelle erschienen und über einige Tage hinweg durfte ich sie fotografieren. So ist mein Traum vom Gimpelbild endlich in Erfüllung gegangen.

Drei Tage verbrachte ich am Baden-Württembergischen Federsee. Das Wetter war sehr unterschiedlich und einer der Tage wurde von dichtem Nebel beherrscht. Wenn man den See überblickt hat, zeichneten sich die Schwäne fast märchenhaft unwirklich in dem Nebel ab. Als ich diese beiden beobachtete, begannen sie mit ihrem romantisch anmutendem Balzverhalten und schenken mir dadurch dieses malerische Bild, das ich sehr gerne mag.

Drei Tage haben wir am französischen Lac du Der verbracht. Von Sonnenschein bis sintflutartigem Regen hatten wir alle Wettervarianten dabei. Die Kraniche, die hier im strömenden Regen verharren sind mein Lieblingsbild des Monats Dezember.

Der Kernbeisser ist ein Vogel, der recht heimlich lebt und meist oben in den Baumgipfeln unterwegs ist. Dadurch bekommt man ihn kaum zu sehen und ich freue mich immer, wenn er mal vor meiner Ansitzhütte an der Futterstelle erscheint. Da er überwiegend Baumsaaten frisst, ist er auf eine Futterstelle keineswegs angewiesen und sucht diese auch nur sehr gelegentlich auf. An diesem Novembertag kamen gleich fünf Kernbeisser an meine Hütte - allerdings kaum, um zu fressen, sondern um die Wasserstelle zum Trinken zu benutzen. Es gab ein kurzes Gerangel, wer zuerst ans Wasser darf und dabei ist dieses lustige Bild entstanden. So schnell wie die Kernbeisser erschienen sind, waren sie dann leider auch wieder abgeflogen. 

Es fiel mir schwer, mich diesen Monat für ein Bild zu entscheiden. Sperlingskauz, Rauhfusskauz, Mauerläufer und Steinrötel machen dem "simplen" Star natürlich heftige Konkurrenz. Dennoch ist der Starenschwarm mein Bild des Monats Oktober geworden. Ich finde die "Matamorphose" der klar zu erkennenden Vögel auf der linken Bildhälfte zum vagen Abbild eines fliegenden Vogels auf der rechten Seite so ausgesprochen gelungen, dass ich dieses Bild unglaublich lange betrachten kann...